Auch wer nicht in der Kirche heiraten möchte, wünscht sich oft eine spirituelle Zeremonie. Claus führt heidnische Hochzeitszeremonien durch und berichtet im Interview über den Hintergrund und den Ablauf dieser immer beliebter werdenden Trauung.
Weird Wedding: Wie bist du dazu gekommen, heidnische oder auch Pagan Trauungen vorzunehmen?
Claus: 2007 bin ich einer spirituelle Gruppe beigetreten, die sich mit heidnischen Bräuchen und Philosophien beschäftigt und sich mit dem Paganen Welt- und Menschenbild auseinander setzt. Ein Hexenzirkel, wenn man so will. Die Gruppe führte schon vorher Hochzeitszeremonien durch und so kam ich zu dieser schönen Aufgabe.
Das ist kein Hokus Pokus, es steckt eine große Ernsthaftigkeit dahinter
Weird Wedding: Wie läuft eine Pagan Zeremonie ab und welche Philosophie steckt dahinter?
Claus: Es geht um die Magie der Liebe. Das ist kein Hokus Pokus, es steckt eine große Ernsthaftigkeit dahinter. Zwei Menschen werden miteinander verbunden. Die Verbindung ist etwas Heiliges. Wir teilen die Zeremonie klassisch in drei Teile: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Zuerst werden je nach Glaubensrichtung verschiedenen Götter angerufen oder auch nur die allgegenwärtigen Elemente. Wir segnen mit Weihrauch oder auch Salbei die Trauzeugen und das Brautpaar, sowie den Bereich, in dem die Zeremonie stattfindet. Der Hauptteil wird relativ frei mit dem Brautpaar zusammen gestaltet. Oft werden Gelübde gesprochen, Ringe getauscht oder Essen und Trinken wird miteinander geteilt. Man kann sich vieler Traditionen bedienen, wir sind da sehr offen. Es gibt keinen strikt vorgegebenen Ablauf. Der Höhepunkt ist das Handfasting. Am Ende erfolgt das Ausladen der Kräfte und gerne ein Besensprung – also ein Sprung vom Brautpaar über den Besen – als Symbol in ein neues gemeinsames Leben.
Weird Wedding: Erzählst Du uns mehr über das Handfasting?
Claus: Beim Handfasting – also dem Verbinden der Hände – legen die Brautleute eine Hand übereinander und darüber wird locker ein Tuch oder ein spezielles Handfasting-Band gelegt. Neben der energetischen, spirituellen Verbindung findet so auch ein sichtbares Verbinden des Brautpaares statt. Interessant dabei ist, dass es keine Fessel ist und die Hand jederzeit aus dem Band gezogen werden kann. Das Handfasting gibt es als Variante auch eine Art Verlobung, nur für ein Jahr und einen Tag gilt. Anschließend wird entschieden, ob geheiratet wird oder auch nicht.
Weird Wedding: Wo ist der große Unterschied zu einer christlichen Trauung in der Kirche?
Claus: Die Gestaltung ist sehr viel freier und passt sich der jeweiligen Glaubensrichtung an. Die Brautleute bestimmen zum großen Teil die Zeremonie, wir begleiten nur. Im Gegensatz zur Kirche ist es in unserer Vorstellung auch kein Frevel, das Band der Ehe wieder zu lösen.
Götter sind von Menschen gemacht und entspringen dem, was wir denken
Weird Wedding: Wer sind die Brautpaare, die ihr traut, aus welchen Kulturen stammen sie?
Claus: Die Brautpaare gehören meistens der Mittelalter-Szene an oder und haben einen historisch interessiertem Hintergrund. Sie sind spirituell Göttern wie Freya oder Thor näher. Götter sind von Menschen gemacht und entspringen dem, was wir denken. Es sind auch viele Life-Rollenspieler dabei – die kennen ähnliche Rituale aus dem Spiel und adaptieren das für sich privat.
WeirdWedding: Du beschäftigst dich auch viel mit internationalen Hochzeitsritualen, welche Rolle spielen die Trauzeugen historisch gesehen?
Claus: Früher war die Ehe eher ein Wirtschaftsbündnis, die Liebe kam erst später dazu. Die Trauzeugen stehen am Rand der Hochzeit und beobachten Alles, sie sind die Wächter. Sie beschützten das Paar nach Außen, zum Beispiel vor einem feindlichen Stamm, der die Braut klauen will *lacht*. In die heutige Zeit übertragen sind es vertraute Menschen, die das Brautpaar vielleicht zusammengebracht haben und die ersten Ansprechpartner, wenn es mal Probleme gibt. Sie schützen die Eheleute nach Außen und Innen.
Es geht um eine energetische Verbindung zweier Menschen
WeirdWedding: Gibt er Vorurteile oder sogar negative Beispiele von den Eltern des Ehepaars oder älteren Verwandten gegenüber dieser Art der Trauung?
Claus: Im Gegenteil, allen wird sehr schnell bewusst worum es geht – um die Verbindung zweier Menschen. Wir glauben, dass dabei auch eine energetische Verbindung der Auren des Paares stattfindet. Dazu muss man nicht an bestimmte Götter glauben. Es geht für die Eheleute und Gäste hauptsächlich darum, einen schönen Moment voller Liebe mit nahe stehenden Menschen zu teilen. Ich erinnere mich gern an ein 80jährige Dame, die sehr gerührt von der Zeremonie war. Sie hat die ganze Zeit geweint und mir nachher gedankt – unter anderem, in dem sie mir ständig Kuchen brachte.
Weird Wedding: Was für Zeremonien führt ihr neben Hochzeiten noch durch?
Claus: Wir praktizieren auch Haussegnungen, Taufen oder ähnlich wichtige Ereignisse im Leben.
Weird Wedding: Wie findet man heidnischePriesterinnen und Priester, wenn man so eine Zeremonie durchführen will?
Claus: In Berlin gibt es zum Beispiel heidnische Stammtische oder man sucht im Internet nach Pagan oder heidnischen Hochzeiten.
Weirdwedding: Oder sie wenden sich an dich!
Claus: Immer gerne!
Wer mehr über alternative freie Trauungen wissen möchte oder Kontakt zu Claus aufnehmen will, schreibt an: nina@weirdwedding.de
Fotos: Daniel Pasche
Alternative Traurituale- Zeremonie ist mehr als Ringe tauschen
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